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nicht besass. Sie nähert sich eben schon sehr den beiden am wenigsten brauch-
baren Manuscripten R und B, deren Lesarten oft als Glosse mit another reading is*
oder another book reads" von Kuppusvami am Rande aufgeführt werden. Schade,
dass dieser Gelehrte nicht bessere Quellen hat benutzen können: dann wäre gewiss
die halbe Arbeit schon gethan gewesen! Immerhin bin ich genanntem Herrn für
seine mühevolle Compilation zum grössten Danke verpflichtet.
 
R, ein ziemlich altes Dēvanagari-Manuscript von 165 Blättern, die Seite zu 10 Zeilen,
welches mir R. Rost aus Tanjore verschafft hat.
 
B, eine oft etwas gedankenlos angefertigte Abschrift von R, dessen Fehler sie getreu-
lich wiedergiebt. Dazu kommen dann noch gewisse Absonderlichkeiten, die ich in
meiner Doctorarbeit (Vier Erzählungen aus der Çukasaptati, Kiel 1890) auf Seite 4
gekennzeichnet habe. Beiden Handschriften gemeinsam ist es, dass sie an allen
Stellen, wo man Hilfe gebrauchen könnte, versagen. Ich glaube unter diesen Um-
ständen recht gethan zu haben, wenn ich in meinen Text, den ich nach R und B
,fertig" gestellt hatte, sämmtliche gute Lesarten von H eingetragen habe. So bin
ich auch zu der Ueberzeugung gekommen, dass das Fehlen des Augmentes, welches
in R und B so häufig sich findet, am Ende kein peccatum ab origine, sondern nur
Abschreibersünde ist: die beiden besseren Handschriften machen sich wenigstens dieses
Versehens gar nicht oder doch nur ganz selten schuldig. Auch die vielen fehler-
haften Formen, die in RB zahlreich erscheinen, sind in HK verbessert: ob von den
gelehrten Abschreibern nachträglich?
 
So möge denn der textus ornatior der Sukasaptati, sozusagen das Schmerzenskind
meiner Musse, den rauhen Weg gehen auf der Suche nach verständnissvollen Herzen, die
zugleich liebevoll Mängel und Gebrechen schonend zu verdecken wissen: in der nahezu
druckfertigen deutschen Uebersetzung, die ich bald veröffentlichen zu können hoffe, soll
versucht werden, noch manchen Schaden zu heilen, den ich jetzt, trotz erneuter Anstreng-
ungen, habe aufgeben müssen. Herrn Dr. E. Hultzsch aber, der mir durch seine liebens-
würdigen Bemühungen neues Material verschafft, und der K. Bayerischen Akademie
der Wissenschaften in München, die mein Buch zu veröffentlichen sich bereit ge-
funden hat, sei auch an dieser Stelle mein ergebenster Dank ausgesprochen.
 
Eisleben, November 1898.
 
R. Schmidt.